Archive for Oktober, 2011

Kleist befreit den Geist (Motto eines Schülerprojekts)

Freitag, Oktober 21st, 2011

Neuruppin. Nach Frankfurt an der Oder wo mir im Kleistmuseum gewahr wurde: „erstaunlich was der pausbäckige, unreife Bursche geschaffen hat“! Und nach Slubice wo Anni endlich Bidronka besuchen konnte. Schlechtester Kaffee des Jahres 2011 in einer Kaschemme im Dorfzentrum. Soweit die Retrospektive des heutigen Reisetags. Jetzt, wie erwähnt in Neuruppin. Brandenburger Gastlichkeit lässt uns bei Gerdas Magnoliacafe warten. Was heißt schon „warten“ Zeit um über den wirklich großen See mit Schiffsverkehr erstaunt zu sein. Wendeverlierer muffen in der Stadt, die sich anscheinend dadurch auszeichnet, das ausnahmslos alle, die zwischen Hamburg und Berlin auf der Autobahn pendeln hier einfach nur vorbeifahren. Der Osten wehrt sich devot subtil. Er schleicht, Schleicher, genau! Es gibt viele Schleicher im Osten. Ostschleicher! Er wird unterstützt durch die verbliebenen Behörden, besonders durch das Amt für Verkehrswesen. Postsozialistischer Verkehr heißt „institutionalisierte Umleitung“! Seit der „Wende“ ist das Gebiet der ehemaligen DDR eine einzige Umleitung. Warum dann also fahren? Zwei Weiber im Café verquatschen den Nachmittag und geben Ihre Antwort so. Die – schliesslich doch fertiggestellte – Soljanka hier erreicht den ersten Platz der für diese Reise ausgelobt wurde nicht!

Warzawa Warums

Mittwoch, Oktober 19th, 2011

Polarisieren die Polen? Was ist eigentlich ein Pole? Kann man „polnisch“ sehen? Man kann vielleicht noch erahnen ob eine Frau Polin ist, am Wunsch zu präsentieren, an der Aufmerksamkeit suchenden Kopfhaltung, aber der polnische Mann? Der will alles sein und fürchtet das „polnische“ als Reduktion seiner Existenz! Was ist Polen? Verletzt, verwirrt, verlassen? Man hat der Nation übel mitgespielt, gewiss Grund genug, aber doch mit generativer Halbwertszeit?

Nun ist Warschau nicht Polen, das ist klar! Und zwischen hier und Schwedt liegt nur ein kleiner Teil links und rechts des Weges.

An dem was ist wird enthusiastisch festgehalten. Inselphänomen. Nunmehr bedroht die Globalisierung Polen wie alle. Vielleicht noch mehr, weil kaum Marken gehalten und produziert werden. Wo findet der junge Pole seine Nation? „Sohnesland“ von Palikot wird noch klarer.

Schwedt/Oder

Dienstag, Oktober 18th, 2011

Alle weg! Und dabei haben wir alles, alles. Theater, Schwimmhalle, alle Autohäuser und Spielmannszug. Wer will: Spielmannszug. Aber keine Arbeit. Keine Arbeit! Soweit der Wirt des Quartiers mitten in der Stadt. Der Sohn bei Siemens, im Westen. Auch weg. Wie die meisten. Im Restaurant Kartoffelmaus (!) einige Gäste, überwiegend noch typisch ostisch speisende Paare. Wendegraue kommunale Bedienstete, die nicht wegsparbar sind. Als späte Antithese zum „modernen“ Schwedt eine neo-rustikalen Einrichtung. Ein Kartoffelschnaps zur Begrüßung. Bier in halben Litern als Versmaß der Region. Mein Essen ist gut, die Grillpfanne schmeckt abgestanden. Ein Koch wird dringend gesucht.