Archive for November, 2012

Gnadenbringende Weihnachtszeit

Donnerstag, November 22nd, 2012

In der Vorweihnachtszeit fühlt man sich des öfteren schlecht. Einerseits wegen der unsere Lebensweise geschuldeten Erkältungskrankheiten. Anderseits wegen der Spendeneintrieberei. Wie Bären, die sich die mühsam flussaufwärts kämpfenden Lachse greifen fallen besonders in dieser Jahreszeit die Spendenbeschaffer über mich her. Ausreichende Qualifikation für Spendenfähigkeit ist: ist bekleidet und kann sich auf beiden Beinen halten. Abgetrennte Gliedmaßen, Trinkwassermangel oder Pandemien, Völkermord, Vertreibung … ich schwanke. Schade das ich kein Star bin, ich könnte ein bischen malen oder singen und dabei nebenher noch ein paar Euros zusätzlich mit meinem Talent machen, weil alle mich „supernett“ fänden. Aber ich bin ungeschützt dem Sammlermob ausgeliefert. Ich bin „superdoof“ und kann mich von meinem Laster „da“ zu sein nur durch Ablasshandel befreien. Ich bin kurz davor eine Lebensversicherung abzuschliessen, mich umzubringen und das dann auszuschüttende Geld zur Verfügung zu stellen. Interessanterweise zählt nur Geld, eine Möglichkeit anders zu helfen gibt es nicht. Die Geschenke für die Kinder der Armen packen die Gut-Mensch-Muttis selbst, warum sollen Sie diesen Spaß auch teilen … der Geldgeber ist Samenspender für Ihren Sozialorgasmus. Und wehe Du stellst in Frage ob die Schülerbibeln im Zentralkongo die armen Kinder genau jetzt und gezielt weiterbringen: bei jeder Kritik kommt sofort der politisch korrekte Atomschlag: Egoist, Faschist, Rassist. Den einzigen Ausweg bietet die Notlügen-Dialektik: These: Spende. Anthithese: gern, aber ich bin selbst verschuldet, arm und verzweifelt! Synthese: Ach so … und schon entfernt sich die dämonische Dose …

Welche Welt hätten Sie denn gern?

Mittwoch, November 7th, 2012

Ja. Irgendwie so, dass es mir gut geht. Alles klappt und gesund und so. Und Geld. Na klar … wäre es gut wenn wir die Welt gestalten könnten. Selbstverständlich denken viele, das Sie es täten, aber der dünne graue Mann mit der Tagesration in der Discountertüte hat klare Null Prozent Gestaltungsanteil. Was ihn nicht schlechter macht als 99,9 % der restlichen Weltbevölkerung. Das wir könnten wenn wir wollten ist nicht mehr als eine Fiktion. Wir können ja nicht mal wollen. Wir können Produkte aussuchen wenn sie da sind. Und kaufen wenn wir Geld haben. Und verbrauchen wenn wir Zeit haben. Der Mensch vor der Möglichkeit sich seine Welt zu gestalten bekäme gewiss einen Riesenschreck. Deshalb machen Andere und Anderes die Welt und wir haben Demokratie! Demokratie heißt nämlich, das alle meckern dürfen. Also mehr meckern als in Diktaturen, wo ein bischen Meckern auch erlaubt ist denn ohne meckern kann der Mensch nicht überleben. Ohne Weltbild schon, wunderbar sogar, es gibt schliessliche Einkaufs-, Erlebnis- und Urlaubswelten. So gesehen kein Wunder, das ich manchmal so weltfremd bin, ich habe halt manchmal einfach die falsche Welt erwischt. Ernsthaft nachdenken sollte man über das Weltenbummeln, der hier erworbene Erfahrungsschatz könnte doch die Frage beantworten helfen …