In der Vorweihnachtszeit fühlt man sich des öfteren schlecht. Einerseits wegen der unsere Lebensweise geschuldeten Erkältungskrankheiten. Anderseits wegen der Spendeneintrieberei. Wie Bären, die sich die mühsam flussaufwärts kämpfenden Lachse greifen fallen besonders in dieser Jahreszeit die Spendenbeschaffer über mich her. Ausreichende Qualifikation für Spendenfähigkeit ist: ist bekleidet und kann sich auf beiden Beinen halten. Abgetrennte Gliedmaßen, Trinkwassermangel oder Pandemien, Völkermord, Vertreibung … ich schwanke. Schade das ich kein Star bin, ich könnte ein bischen malen oder singen und dabei nebenher noch ein paar Euros zusätzlich mit meinem Talent machen, weil alle mich „supernett“ fänden. Aber ich bin ungeschützt dem Sammlermob ausgeliefert. Ich bin „superdoof“ und kann mich von meinem Laster „da“ zu sein nur durch Ablasshandel befreien. Ich bin kurz davor eine Lebensversicherung abzuschliessen, mich umzubringen und das dann auszuschüttende Geld zur Verfügung zu stellen. Interessanterweise zählt nur Geld, eine Möglichkeit anders zu helfen gibt es nicht. Die Geschenke für die Kinder der Armen packen die Gut-Mensch-Muttis selbst, warum sollen Sie diesen Spaß auch teilen … der Geldgeber ist Samenspender für Ihren Sozialorgasmus. Und wehe Du stellst in Frage ob die Schülerbibeln im Zentralkongo die armen Kinder genau jetzt und gezielt weiterbringen: bei jeder Kritik kommt sofort der politisch korrekte Atomschlag: Egoist, Faschist, Rassist. Den einzigen Ausweg bietet die Notlügen-Dialektik: These: Spende. Anthithese: gern, aber ich bin selbst verschuldet, arm und verzweifelt! Synthese: Ach so … und schon entfernt sich die dämonische Dose …